Erlebnisort – Die Karte zum Projekt

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Tel.: 0 68 06 - 10 24 19, Fax: 0 68 06 - 10 24 22
E-Mail: scheune.neuhaus@sfl.saarland.de


Die Konzeption und Koordination liegt in den Händen von Manfred Maurer, Umweltministerium. Zum Redaktionsteam gehören Sabine Ballier, Winfried Lappel, Dr. Markus Rösler, Peter Schneider und Karl Hermann. Die Fotos lieferten Frank Grütz, Walter Hügel, Thomas Reinhardt, Peter Schneider, Carsten Simon und Manfred Maurer.

Willkommen im Urwald vor den Toren der Stadt

Was wird aus einem Wald, in dem kein Förster mehr Holz schlägt, keine Bäume pflanzt und keine Wege mehr baut? Wie verändert sich ein Wald, in dem sich die Natur ungestört entwickeln kann, der Sturm Bäume fällt, über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte hinweg Pflanzen und Tiere wachsen und leben, absterben und verschwinden und wieder nachkommen? Was passiert, wenn die Natur macht, was sie will?

Nach einer Idee für einen „Urwald vor den Toren der Stadt“ aus dem Jahre 1995, wurde 1998 der erste Teil, das Gebiet Steinbachtal, als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das dann 2002 um das Gebiet Netzbachtal auf insgesamt rund 1 000 Hektar erweitert wurde. Seit dieser Zeit verzichten wir auf eine wirtschaftliche Nutzung des Rohstoffes Holz. Und seit dieser Zeit kann sich die Natur wiederum in der ihr eigenen Weise entfalten. Ganz langsam verändert sich das Erscheinungsbild des Waldes.

Das Leitbild des Urwaldes vor den Toren der Stadt heißt: Eine natürliche Entwicklung des Waldes zulassen und die Menschen daran teilhaben lassen. Und der Urwald liegt mitten im Ballungsraum, denn mehrere hunderttausend Menschen leben in der Gegend zwischen Saarbrücken und Neunkirchen. Ich lade Sie ganz herzlich als Gäste in den Urwald ein, um ihn kennen zu lernen, sich mit ihm kreativ auseinander zu setzen, sich zu erholen und zu entspannen.

Ihr Stefan Mörsdorf, vormals Minister für Umwelt

Ein Projekt für die biologische Vielfalt

Es entstehen mosaikartige Wald-Muster, die Grundlage und Ausgangsvoraussetzung für biologische Vielfalt sind, auch Biodiversität genannt. Wenn von biologischer Vielfalt die Rede ist, geht es um nichts Geringeres als um die Vielfalt aller lebendigen Organismen mit Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen, aber auch um deren genetische Vielfalt. Es geht ebenfalls um die Vielfalt der Lebensräume, der ökologischen Systeme. Und der Urwald vor den Toren der Stadt ist Lebensraum, auch Ökosystem genannt. Die Biologische Vielfalt ist zunächst einmal für sich selbst geschaffen. Tiere und Pflanzen dienen sich zur gegenseitigen Ernährung, dienen als Herberge und zum Schutz. Diese Wechselwirkungen der Arten sind noch lange nicht erschöpfend erforscht. Sicher ist, dass jede unnatürliche Veränderung zu einem zerstörerischen Ungleichgewicht führen kann. Biologische Vielfalt ist auch für uns Menschen wichtig, denn die Organismen sind gleichzeitig Grundstoff für zahlreiche Arzneimittel.

Auf neuen Erfahrungs-Wegen

Die zahlreichen Wanderwege im Urwald laden Sie zum Natur-Erleben ein. Auf Entdeckungstour werden Sie aber auch vielfältigste Zeugnisse vergangener Zeiten vorfinden. Sie werden die alten Stätten des Bergbaus vorfinden, Sie werden alte Holzkohlemeiler-Plätze antreffen, aber auch Relikte der jüngeren Vergangenheit, wie Bunkeranlagen.

Wald, Waldwiesen und Wege verändern sich, wachsen langsam zu und verwildern. Aber die den Urwald durchquerenden Wanderwege werden natürlich weiterhin begeh- und befahrbar gehalten bleiben.

Aber auch abseits der Wanderwege hält der Urwald Überraschungen bereit. Sie können sich auf grün markierten Urwaldpfaden bewegen, die Ihnen einen ganz individuellen Zugang zum Urwald ermöglichen. Diese Einladung an die Abenteuerlustigen unter Ihnen setzt aber eine gewisse körperliche Fitness voraus und geschieht auf eigene Gefahr.

Der Urwald vor den Toren der Stadt ist eingebettet in das Regionalpark-Konzept Saarkohlenwald. Sieben Gemeinden umschließen das Gebiet. Aus diesen Gemeinden haben zahlreiche Menschen an dem Projekt Sternwege mitgearbeitet. Es sind von den beteiligten Gemeinden ausgehend sieben Sternwege zentral zum Forsthaus Neuhaus ausgerichtet.

(Fast) alle Wege führen zum Forsthaus Neuhaus
Im Herzen des Urwaldes vor den Toren der Stadt liegt das Forsthaus Neuhaus und gleich nebenan das Zentrum für Waldkultur Scheune Neuhaus. Ersteres beherbergt ein attraktives Restaurant und Sie können sich hier vor oder nach Ihrer Urwaldtour kulinarisch stärken. Die Scheune Neuhaus bietet hingegen ein interessantes Ganzjahresprogramm zu den Themen Urwald, Waldkultur, Wildnis und Natur. Das Forsthaus und die Scheune sind sowohl Mittel- als auch Ausgangspunkt für die vielfältigsten Urwald-Unternehmungen.

Die besonderen Orte

[1] Forsthaus Neuhaus

Im 12. Jahrhundert von den Grafen von Saarbrücken als Waldburg „Wanborn“ erbaut. Neubau 1572 als vierflügeliges „Jagdschloss Philippsborn“ von Graf Philipp III (1542-1602).

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss zerstört. Anfang des 18. Jahrhunderts wieder erneuert, vom Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken (1718 -1768) als Gutshof mit weitläufigen Acker- und Weideflächen ausgebaut.

Mitte 19. Jahrhundert Aufgabe des Hofes. Sitz der Revierförsterei (Forsthaus Warnborn, nach 1959 Forsthaus Neuhaus). Heute beliebtes Restaurant mit historischem Kellergewölbe, im Sommer belebtem Biergarten unter einer großen Platane und einem Kinderspielplatz. Die angrenzende Scheune wurde in den letzten Jahren als Zentrum für Waldkultur mit vielfältigem ökologischen und künstlerischen Angebot eingerichtet.



[2] Lehrbienenstand
(Info: Herbert Hassel, Tel. 0 68 06 / 8 32 29)

Gott ist in Kleinen ganz groß – Deo in minimo maximus. So steht es im Domgarten zu Ratzeburg auf einem in Stein gemeißelten Bienenkorb. Dass dem so ist, kann im Lehrbienenstand der Imker gleich unterhalb des Forsthauses Neuhaus überprüft werden. Besonderes Augenmerk gilt hier der Nachwuchsarbeit und der Umweltpädagogik. Übrigens gibt es hier den besten Urwald-Honig zu kaufen, natürlich nur solange der Vorrat reicht.

[3] Forsthaus Wolfsgarten

Der Legende nach ging der Wolf im Wolfsgarten in die Falle und war damit besiegt. Wurde aber auch so zum Namensgeber des Anwesens. Das dazugehörige Haus diente seit dem 19. Jahrhundert bis 1968 als Försterei. Ab 2006 beginnt eine neue Epoche, denn nach den Renovierungs- und Umbauarbeiten wird es, dank der DBU-Förderung und der Landesunterstützung, als Sitz des Urwald-Teams dienen.

[4] Wildniscamp

Wo können sich Kinder und Jugendliche besser mit wilder Natur anfreunden und ihre Wildheit ausleben als in einem naturnahen Wildniscamp? Unter dem halboffenen Gründach bestens geschützt vor Nässe oder Hitze können die Kinder und Jugendlichen ihre Urwaldabenteuer planen, sich nach der Rückkehr aus der Wildnis am offenen Grill stärken, am Lagerfeuer singen, von künftigen Abenteuern träumen und mit den Geräuschen des Urwaldes im Ohr einschlafen.

[5] Waschweiher

Einst die Waschküche des Jagdschlosses. Die Bediensteten legten die Wäsche zum Bleichen und Trocknen auf die umgebenden Wiesen aus.

[6] Wildsaugraben

Dem aufmerksamen Beobachter entgeht nicht, warum die kleine Schlucht so heißt: Wenn kein Mensch sie stört, suhlen sich hier die Wildschweine mit ihren Frischlingen.

[ 7 ] Gouvysweiher

Pierre Gouvy pachtete 1748 die stillgelegte Glashütte an der Rußhütte und richtete einen Bauernhof ein. Von dort betrieb er im Steinbachtal Rinder- und Schweinezucht. Der möglicherweise aus einer Viehtränke hervorgegangene Weiher im mittleren Steinbachtal erinnert seitdem an die Industriellenfamilie Gouvy und ihre Aktivitäten.

Fürst Wilhelm Heinrich war sehr um die Entwicklung von Handel und Industrie an der Saar bemüht. Er warb dafür in ganz Europa. So gewann er auch die französisch-wallonische Industriellenfamilie Gouvy.

Erleichtert wurde dies durch die verwandtschaftlichen Beziehungen des Pierre Joseph Gouvy aus den Ardennen mit dem Prior des Klosters Gräfinthal. Er ließ sich 1745 als Kaufmann in Saarlouis nieder und war auch Maire. Die Gouvys waren beteiligt am Stahlhammer in Schafbrücke, der Waffen und Präzisionswerkzeuge für den französischen Markt herstellte, wurden später Pächter der Dillinger Hütte und der Bettinger Eisenhütte, des Jägersfreuder Hammers und des Stahlwerks am Drahtzug. Zeitweise waren sie auch an der Halberger Hütte und am Neunkircher Eisenwerk beteiligt. Nach dem Sieg Preußens über Frankreich im Jahre 1871 verlegten sie ihre Aktivitäten nach Frankreich.

[8] Tal der Stille

Der Name dieses Ortes im Steinbachtal, abseits von Straße und Lärm, ist Programm. Sei es die klare Wasserfläche des fast unbeweglichen Steinbachs im Frühjahr, sei es der grüne Pflanzenteppich oder das gleichförmige Muster der aufstrebenden Baumstämme vor ihrem grünem Laubvorhang, die Eindrücke von Stille und Frieden kommen aus unterschiedlichen Quellen. Kommen Sie auch zur Ruhe, legen Sie sich in eine Hängematte oder finden Sie hier bei Qi-Gong-Übungen Ihre innere Stärke und Ausgeglichenheit.

[9] Kleiner Fuji

Der etwa 30 Meter hohe Haldenkegel ist eine Herausforderung für Kraxler. Wer den steilen Treppenaufstieg hinter sich gebracht hat, wird auf der Spitze mit einem herrlichen Rundblick über den Saarkohlenwald belohnt. Der Blick geht hinüber bis zu den größeren „Fujijamas“ wie der Halde Lydia und der Halde Grühlingstraße.

[10] Friedwald

Eine besondere Art Friedhof, eine besondere Form der Bestattung und eine besondere Form des Totengedenkens stellt der Friedwald im Urwald vor den Toren der Stadt dar. Die letzte Ruhestätte wird die zu Füßen eines Baumes sein. (Info: www.friedwald.de)

[11] Eisenerz-Stollen

Unter dem Saarkohlenwald lagert nicht nur Kohle, sondern auch ein Rohstoff, der die Siedlungstätigkeit seit der Kelten- und Römerzeit mit bestimmt hat: Eisen. Ins besondere entlang des Netzbachs wird dies an vielen Stellen sichtbar, an den typischen Ockerschlammquellen und an den durch Fließwasser frei gespülten Eisenerznieren oder -brocken. Die Eisenerzvorkommen wurden durch Schürfung an der Oberfläche in Pingen oder durch Stollenbau in den Berg hinein gefolgt. Mit ein bisschen Spürsinn entdeckt man hier einen zugefallenen und überwachsenen Stolleneingang.

[12] Netzbachhütte

Die ehemalige Waldarbeiterhütte dient nach ihrem Umbau als Urwaldstation für pädagogische Projekte und wissenschaftliche Arbeiten.

[13] Grünes Labyrinth

Hier entsteht ein „Grünes Labyrinth“ aus Weidenstecklingen, als besonderer Ort für unsere kleinen Gäste.

[14] Rosenweiher und Netzbachweiher

Zwei Stillgewässer des Netzbachs vor seiner Mündung in den Fischbach am Fuß der Halde Lydia. Im (oberen) Rosenweiher haben Naturschützer 2004 eine Biberfamilie ausgesiedelt. Der Netzbachweiher ist vor allem im Sommer gern besuchter Ausflugsort und Ausgangsort für Wanderungen und Touren im Urwald.

[15] Die Halde Lydia

Atemberaubender Panorama-Blick auf die Stadtlandschaft und den Saarkohlenwald. Besteigbar zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Spitzkegelhalden wie die Halde Lydia besitzen ein besonders hohes Identifikationspotential für die Menschen aus der Region. Aber nicht nur die Menschen aus den umliegenden Gemeinden werden die Haldenlandschaft hier künftig als Freiraum neu entdecken können. Als Überreste der industriellen Vergangenheit erinnern die Halden an die Bergbau- und Industriegeschichte des Saarlandes.

Hierzu gibt es eine eigene Wanderkarte „Der Haldenrundweg“ beim Ministerium für Umwelt. (Info: www.saarland.de/regionalpark.htm)

Essen und Trinken

[ G1 ] Restaurant Forsthaus Neuhaus

Das Forsthaus Neuhaus bei Riegelsberg ist eine der großen Entdeckungen der letzten Jahre. Acht einheimische Hölzer wurden in dem Restaurant-Neubau verwendet, das lang gestreckte Gebäude ist rechts und links raumhoch verglast – Blick frei in die Natur. Und im Freien, im Schatten einer mächtigen Platane, sitzt man auch sehr schön. Von der Wanderkarte über Bistro-Gerichte bis zu mediterraner Feinschmeckerküche reicht das Angebot, dazu gibt’s die passenden Weine.

[ G2 ] Gaststätte Seeblick (Info: Tel.: 0 68 97 / 6 34 34)

Kleine Gastronomie am Netzbachweiher, Kiosk- Verkauf für nahe Liege- und Spielwiesen.

[ G3 ] Naturfreundehaus Kirschheck

Station für Wanderer und Naturfreunde mit vier Übernachtungsplätzen und kleiner Speisekarte. Ein Rastplatz für alle, die sich nach einer Urwald-Tour stärken wollen. Das Naturfreundehaus bietet sich auch für Trauerfeiern bei Bestattungen im nahen Friedwald an. (Info:Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 22 Uhr, montags und in den Herbstferien geschlossen;
Auskunft unter der Tel.: 06 81/7 47 77 oder Winfried Lorig Tel.: 0 68 21/2 56 32.)