Im Mai 2002 unterzeichneten das Ministerium für Umwelt, NABU Saarland und SaarForst Landesbetrieb eine Partnerschaftsvereinbarung zum Urwaldprojekt. Damit wurden die Weichen gestellt für ein gemeinsames Großprojekt, um die einmaligen Chancen, die dieses Gebiet eröffnet, zu nutzen. Im Rahmen dieser starken Partnerschaft sollen tragfähige Organisationsstrukturen, ein innovatives Kommunikationskonzept und die bio- und sozialwissenschaftliche Begleitforschung für das Urwaldprojekt auf den Weg gebracht werden.
In der vorliegenden Machbarkeitsstudie wird dieses Projekt konkretisiert. Der NABU hat diese Machbarkeitsstudie im Januar 2003 im Auftrag von MfU, Saarforst und NABU an die DBU abgegeben.
Im Jahr 1996 startete der NABU bundesweit eine Kampagne zur Einrichtung großflächiger Waldschutzgebiete. Im Saarland zeigten diese Bemühungen Erfolg und mündeten in dem Projekt Urwald vor den Toren der Stadt, einem 1.011 ha großen Waldschutzgebiet. Das Waldschutzgebiet liegt vor den Toren der Landeshauptstadt Saarbrücken. Es ist eingebettet in den 4.400 ha großen Saarkohlenwald. Dieser ist Teil der Waldachse, des grünen Rückgrats des Verdichtungsraums Saar. Das Projekt besitzt damit eine besondere stadtregionale Dimension – eine bundesweit einmalige Verknüpfung von künftigem Wildnisgebiet und Stadtlandschaft, von potenziellem Urwald und Großstadt.
Am 5. Mai 2002 unterzeichneten das Ministerium für Umwelt, NABU Saarland und SaarForst Landesbetrieb eine Partnerschaftsvereinbarung zum Urwaldprojekt. Damit wurden die Weichen gestellt für ein gemeinsames Großprojekt, um die einmaligen Chancen, die dieses Gebiet eröffnet, zu nutzen. Im Rahmen dieser starken Partnerschaft sollen tragfähige Organisationsstrukturen, ein innovatives Kommunikationskonzept und die bio- und sozialwissenschaftliche Begleitforschung für das Urwaldprojekt auf den Weg gebracht werden.
In der vorliegenden Machbarkeitsstudie wird dieses Projekt konkretisiert – zur Vorbereitung eines Projektantrages bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Eine, vielleicht die wichtigste Aufgabe des Projektes wird es deshalb sein, die Wildnis aus ihrer ökologischen und naturschutzfachlichen Dimension heraus zu heben und durch die Verzahnungen der unterschiedlichsten neuen Aktivitäten sowie innovative Kommunikationsmuster den Urwald vor den Toren der Stadt zu einem kulturellen Ereignis von gesellschaftlicher Relevanz werden zu lassen. Dazu ist es unerlässlich, die ökologischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Funktionen des Projektes miteinander zu verbinden. Wildnis wird nicht nur Gegenstand, sondern der andere Ort und die andere Methode interdisziplinärer Kommunikation. Die Lage des Projektes in der Stadtlandschaft bietet synergetische Möglichkeiten, die weit über die Summe der einzelnen Funktionen hinausgehen.
Der Mensch wird als Teil der Natur begriffen und in die Entwicklung des Gebietes aktiv einbezogen. Das Projekt verfolgt den ambitionierten Anspruch, den Menschen Natur und Wildnis (wieder) näher zu bringen und generationenübergreifendes Denken zu fördern. Dies gelingt am einfachsten, wenn Menschen sich in der Landschaft wieder finden, wenn sie an der Entwicklung teilhaben und „Spuren“ hinterlassen können. Die Einbindung der Bevölkerung soll die Identifikation mit dem Urwald vor den Toren der Stadt und auch der ganzen Region verbessern – als notwendige Bedingung für die Bereitschaft sich aktiv für deren nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Die Partizipation muss dabei auf sehr konkreter und dauerhaft sichtbarer Ebene erfolgen.
Wildnis wird zum Gemeinschaftsprojekt. Die Plattform dazu soll die Wildnisakademie bieten. Das Konzept der Wildnisakademie trägt den Leitzielen des Projektes Rechnung:
Im Rahmen der Wildnisakademie sind innovative Kommunikationsformen zu entwickeln. Dieser Diskurs braucht einen ständigen Rahmen – die Werkstätten – und eine wachsende Teilnahme von Experten, Menschen und Gruppen. Dies braucht Zeit: Der Wald darf wachsen, das Projekt auch. Die Wildnisakademie hat somit experimentellen Charakter.
Die Wildnisakademie wird auf drei Pfaden beschritten Gemeinsam Gestalten, Gemeinsam Erleben und Gemeinsam Forschen. Die Werkstätten bilden dabei – gewissermaßen als Studiengänge – die eigentliche Wildnisakademie. Drei permanente Werkstätten bilden über den gesamten Projektzeitraum hinweg die Basis des Kommunikationskonzeptes. Perspektivenwechsel und Transformationsprozesse bestimmen das Urwaldprojekt. Dies betrifft die Vertikale, um – auch mit Hilfe eines innovativen Bauwerkes neue Einblicke in die Stratigraphie des Waldes – von Boden-Ökosystemen bis hin zu Kronenräumen – zu geben und die Horizontale, in der sich Verwilderungsprozesse langsam in den Waldlebensräumen und Waldbildern niederschlagen.
In konkreten Projekten sollen diese Kernthemenmit folgenden Projekten aufgegriffen und umgesetzt werden:
Projekt 1: Wege in den Urwald – Wege im Urwald
Projekt 2: Informationssemiotik im Urwald
Projekt 3: Besondere Orte im Urwald
Projekt 4: Bauhütte Eingangssituationen
Projekt 5: Urwaldstation Kirschheck
Projekt 6: Wildnisspielplatz
Projekt 7: Zwischen Himmel und Höhle (Baukonzept)
Projekt 8: Aktionszentrum Scheune Neuhaus
Projekt 9: Urwaldstation Netzbachhütte
Projekt 1: Wildnis und Künste
Projekt 2: Wissenschaft und Mensch – science meets people
Projekt 3: Orte des Verwilderns: Regelfreiheit, Wildheit, Wildnis im Kopf
Projekt 4: Ausbildung Wald-Pädagogik und Öko-Kultur
Projekt 5: Urwald macht Schule
Projekt 1: Waldporträt und Landschaftsporträt
Projekt 2: Verwilderungsprozesse
Projekt 3: Zwischen Himmel und Höhle (Stratigraphie des Waldes)
Projekt 4: Interaktion: Internationales Symposium und Workshops
Ein wesentlicher Aspekt liegt in der Verknüpfung von forst- und biowissenschaftlicher Forschung mit sozialwissenschaftlicher Begleitforschung in konkreten gemeinsamen Projekten. Auf dieser „Zusammenarbeit der Wissenschaften“ baut auch die interdisziplinäre Forschungsplattform Zwischen Himmel und Höhle auf – einem in Europa bisher wohl einmaligen Bauwerk und Projekt. Diese soll nicht nur Forscher und Forscherinnen anlocken, sondern den Besucherinnen und Besuchern spannende Einblicke in Wurzel- und Stammräume bis über das Kronendach des Urwaldes ermöglichen.
Neben den drei Partnern gewährleisten die Urwald-Lenkungsgruppe und das Urwaldteam eine tragfähige Organisations- und Managementstruktur zur erfolgreichen Entwicklung des Projektes Urwald vor den Toren der Stadt.
Das Gesamtprojekt richtet sich vor allem an die Menschen, die in der Region leben. Dabei sollen insbesondere Kinder und Jugendliche, aber auch ballungsraumtypische Akteure, beispielsweise aus dem Bildungsbereich oder Industriesektor, für das Projekt begeistert werden. Darüber hinaus kann sich Wildnis bzw. Waldkultur neben der Industriekultur zu einer wichtigen Säule für regionale Angebote im Bereich Tourismus entwickeln.
IDie komplette Studie liegt in drei Teilen als pdf-Datei zum Download bereit: