Stadt und Wald – welch ein Kontrast, geradezu ein Gegensatzpaar, ein gefühltes wenigstens. Hier die urbane Verdichtung menschlicher Präsenz, Bauwerke, wirtschaftlicher und kultureller Tätigkeiten; betriebsam, hektisch, laut. Dort die grüne Lunge, Sinnbild naturnaher Landschaft, Erholungsraum für stressgeplagte Menschen und Lebensraum für Tiere, von Hirschkäfer bis Rothirsch. Ein Garten Eden ist der Wald hingegen nicht, dem steht unter anderem seine Unübersichtlichkeit entgegen, vielleicht von manchen sogar als Unheimlichkeit empfunden. Zumal in der Steigerungsform Urwald – hier zwar mehr als metaphorischer Zielzustand zu verstehen, denn als Beschreibung der tatsächlichen Vegetationsstruktur –, da ist man schnell bei der Antonymie Zivilisation versus Wildnis. An solchen Dualismen scheinen wir (westlich sozialisierten) Menschen eine gewisse Lust zu haben. Wir zeigen eine Neigung zum (dichotomen) Kategorisieren der Welt: schwarz oder weiß, gut oder schlecht, Kultur oder Natur, Mensch oder Umwelt? Doch in Wahrheit gibt es diese scharfe Trennung nicht, der Mensch ist ständig im interaktiven Austausch mit der Umwelt, ist Teil der Natur und abhängig von ihr. Mag sein, dass viele dies gerade im Wald unbewusst spüren und deswegen so gerne in ihm lustwandeln.